Amateurfunk - Ein grenzenloses Hobby
Hier wird ein grober Ãœberblick gegeben, was Amateurfunk ist, und welche Facetten ihn so spannend und interessant machen.
Ist Amateurfunk denn überhaupt noch aktuell ?
In Zeiten von Internet, Skype und Smartphones - ist da Amateurfunk nicht überholt ? - Diese Frage hört man als Funkamateur ab und an.
So angenehm und vorteilhaft die Annehmlichkeiten von Internet, Skype und Mobiltelefonen auch sind, so bieten sie bei Weitem nicht das, was Amateurfunk leisten kann.
Eigentlich kennt die Antwort bereits jeder, der sich schon mal über einen Netzausfall geärgert hat. Aber die Antwort ist natürlich noch viel weitreichender.
Der gravierendste Punkt dürfte wohl sein, dass die Internet- und Mobilfunk-Nutzung auf externe Telekommunikationsanbieter/Infrastruktur und die Stromversorgung angewiesen und damit störanfällig sind. Ohne Router und ohne Mobilfunknetz-Repeater sind Skype und Smartphones nicht benutzbar. Bei einem simplen Stromausfall bricht die Kommunikation über Internet und Smartphone sehr schnell zusammen.
Ganz anders verhält es sich beim Amateurfunk, der unabhängig von solcher Infrastruktur ist. Bei nahezu allen großen Katastrophen, wie flächendeckende Stromausfälle, Überschwemmungen und Erdbeben, waren und sind es maßgeblich Funkamateure, die die Kommunikation aus dem Krisengebiet zur Außenwelt über Funk herstellen und aufrechterhalten. Viele Funkamateure absolvieren regelmäßig Notfunk-Übungen.
Auch mitten auf dem Meer oder in der Wüste, wo kein herkömmliches Handy Empfang hat, lässt sich mithilfe des Amateurfunks unbeeindruckt Kommunikation zur ganzen Welt herstellen.
Die Kommunikation ist dabei nicht auf die Erde beschränkt. Über Amateurfunk kann man auch mit der Internationalen Raumstation oder Satelliten Kontakt aufnehmen.
Mit einem Astronauten im All sprechen ? Das geht nur mit Amateurfunk.
Funkamateure nutzen auch den Mond oder Meteorschauer für ihre Verbindungen.
Die Völkerverständigung ist mit Amateurfunk ebenfalls kein Problem. Man ruft einfach ein Land mit einem "Allgemeinen Anruf" (CQ) und führt spontan interessante Gespräche mit Funkamateuren in aller Welt, die man bislang nicht kannte.
Am wichtigsten ist jedoch, dass Amateurfunk immer schon für Innovation und Pionier-Arbeit steht. Funkamateure dürfen und können wissenschaftlich-technische Experimente durchführen sowie Sende-, Empfangs- und Antennenanlagen selbst bauen und in Betrieb nehmen. Funkamateure bauen und betreiben auch eigene Satelliten. Im Allgemeinen wird oft leicht übersehen, dass es bei den Privatpersonen ausschließlichen lizensierten Funkamateuren gestattet ist, eigene Sender zu bauen und zu betreiben.
Dies alles - und das sind nur ein paar wenige Punkte - ist mit dem Internet und dem Handy, so praktisch und vorteilhaft sie auch sind, nicht möglich. Amateurfunk ist daher nach wie vor hochaktuell.
Was ist Amateurfunk ?
Amateurfunk ist eine drahtlose Kommunikation, die nicht für gewerblich-wirtschaftliche Zwecke gedacht ist, sondern als Experimentier-Funk dem technischen Verständnis dient und die Völkerverständigung fördert.
Zahlreiche technische Entwicklungen, die viele heute wie selbstverständlich nutzen, gehen auf die Pionierleistung von Funkamateuren zurück und wurden später kommerziell und industriell genutzt.
Lange vor Internet und eMails hatten Funkamateure bereits ihre Netzwerke mit ganz ähnlichen bzw. identischen Funktionen aufgebaut. Beispielsweise konnten seit Anfang der 1980er-Jahre über das Packet-Radio-Netz Textnachrichten und Dateien verschickt werden.
In Notfällen und bei Katastrophen leisten Funkamateure wertvolle Hilfeleistungen, wie z.B. bei Erdbeben, Überschwemmungen usw. Denn wenn die Stromversorgung ausfällt, sind Handy, Computer und das Internet nicht mehr einsetzbar. Dann kommt es auf Dienste wie den Amateurfunk an. Funkamateure sind auch oftmals bei größeren Veranstaltungen für organistorische Zwecke im Einsatz.
Amateurfunk ist international anerkannt und wird über die Grenzen hinweg praktiziert. Weltweit gibt es knapp drei Millionen Funkamateure in nahezu allen Ländern, darunter befinden sich viele prominente Funkamateure wie König Juan Carlos von Spanien (Rufzeichen: EA0JC) und Alberto Grimaldi, Prinz von Monaco (3A0AG). Auch Anton von Habsburg (OE3AH) war Funkamateur ebenso wie Mahatma Gandhi (VU2RG). In der Unterhaltungsbranche wären Marlon Brando (FO0GJ), Priscilla Presley (N6YOS) und Sir Cliff Richard (W2JOF) als prominente Beispiele zu nennen. Neben zahlreichen Politikern, Staatsoberhäuptern und Königen sind auch nahezu alle Astronauten und Kosmonauten in Besitz der "Lizenz zum Funken".
Auf der Internationalen Raumstation (ISS) gibt es eine Amateurfunkanlage und mit etwas Glück kann man sich mit der dortigen Crew unterhalten. Von Zeit zu Zeit greift auch die NASA auf die Unterstützung der weltweiten Gemeinde von Funkamateuren zurück, wie beispielsweise beim Satelliten NanoSail-D2.
Erde-Mond-Erde-Verbindungen gehören ebenso zum Amateurfunk wie der Bau und Betrieb von Satelliten. Der erste Amateurfunk-Satellit OSCAR-1 startete bereits am 12. Dezember 1961 in eine Erdumlaufbahn und damit nur vier Jahre nach dem allerersten Satelliten Sputnik-1.
Aktuell gibt es etwa 50 Amateurfunk-Satelliten. Derzeit ist ein Satellit in Planung, der zum Mars fliegen soll. Wenn es nicht ganz so weit hinausgehen soll, experimentieren Funkamateure mit Ballonprojekten.
Neben Sprechfunk gibt es zahlreiche weitere Betriebsarten, darunter z.B. Bildübertragung. Über Funk können auch Videos übertragen werden.
Für wissenschaftliche Experimente bietet der Amateurfunk exzellente Bedingungen.
Kurz zusammengefasst: Amateurfunk ist extrem vielseitig und bietet eine umfassende Bandbreite an Aktivitäten für Jung und Alt.
Empfangen und Senden
Amateurfunkübertragungen dürfen von jedermann - also auch ohne Lizenz - gehört werden. Das Internet ermöglicht dies auch, ohne dass ein Empfänger vorhanden sein muss: WebSDR.
Für den Sendebetrieb ist jedoch eine Lizenz (Prüfung durch Bundesnetzagentur) erforderlich, mit der entsprechende Kenntnisse über Technik und Betriebstechnik nachgewiesen werden. Mit bestandener Lizenz erhält der Funkamateur nicht nur die Sendegenehmigung, sondern auch weitere Privilegien wie Entwicklung, Bau und Betrieb von Sende-, Empfangs- und Antennenanlagen für verschiedene Frequenzen.
In der BRD sind Funkamateure die Einzigen, die Geräte einschließlich Sender sowie Antennen selbst bauen und ohne externe Prüfung betreiben dürfen.
In den meisten Ländern gibt es mehrere Lizenzklassen, die je nach Schwierigkeitsgrad der Prüfung mehr oder weniger Privilegien bieten, z.B. bei der Nutzung von Frequenzen, der Sendeleistung usw.
Amateurfunkorganisationen bieten in der Regel Kurse für die Ausbildung an und selbstverständlich gibt es auch Bücher zur Vorbereitung auf die Prüfung sowie Online-Kurse. Die Fragenkataloge sind meist kostenlos im Internet zum Download verfügbar.
Funkclubs vor Ort haben in der Regel ein Ausbildungsrufzeichen, so dass der Nachwuchs auch schon vor bestandener Prüfung am Funkgerät üben darf. Den USA ist ein spezielles Ausbildungsrufzeichen unbekannt, dort darf jeder lizensierte Funkamateure dem Nachwuchs das Mikrofon überlassen, sofern er die Aufsicht führt.
Weitere Infos: Funkamateur werden
Die Anforderungen bzw. Prüfungen für die höchsten Amateurfunkklassen sind weltweit in etwa einheitlich, so dass man in der Regel mit seinem heimischen Rufzeichen auch im Ausland (z.B. im Urlaub, bei Studien- oder Arbeitsaufenthalt) funken darf (bitte CEPT-Bestimmungen beachten). Bei den Einsteigerklassen gibt es größere regionale Unterschiede - ein Land hat z.B. zwei Einsteigerklassen, ein anderes nur eine. Im Einzelnen sind die Bestimmungen der jeweiligen Ländern zu beachten.
Der Amateurfunkdienst wird geregelt durch die Amateurfunkgesetze der jeweiligen Staaten (in BRD: Gesetz über den Amateurfunk) und auf internationaler Ebene durch die Internationale Fernmeldeunion (ITU) und der Europäischen Konferenz der Verwaltungen für Post und Telekommunikation (CEPT).
Weitere Infos: Siehe hierzu auch: Gesetze